Offenburg: Stadt und Klosterschulen bieten Sprachkurse für Geflüchtete

Ukrainer sollen am Alltag teilhaben

Engagierte Offenburger bieten in Kooperation mit Stadt und Klosterschulen Sprachkurse für ukrainische Flüchtlinge an. Viele davon sind Mütter. Um die Kinderbetreuung kümmern sich Schülerinnen.

Vor wenigen Wochen führten sie ein normales Leben zu Hause, nun sind sie hier – hineingeworfen in ein fremdes Land mit einer Sprache, die sie nicht verstehen. Etwa 350 bis 400 Ukrainer haben aktuell Zuflucht in Offenburg gefunden. Anders als bei der Flüchtlingswelle 2015 suchen weniger Männer, sondern mehr Frauen und Kinder Schutz.

Vor allem diesen Familien den Zugang zur deutschen Gesellschaft zu ermöglichen, hat sich eine Gruppe engagierter Offenburger zum Ziel gesetzt. Bisher bestehen zwar Angebote, Deutsch zu lernen, doch gibt es keine Betreuungsmöglichkeit für die Kinder währenddessen. Initiatorin Lea Portscheller, die bereits vor sieben Jahren Sprachkurse organisiert hatte, mobilisierte also wie damals Freunde und Bekannte, die ehrenamtlich Deutschunterricht geben werden. Zudem wandte sie sich an Patrick Hand, Lehrer an den Offenburger Klosterschulen.

Kinder bespaßen

„Wir haben viele Vorteile“, zählt deren Schulleiter Wilfrid Arens auf. Die vier beteiligten Lehrkräfte könnten mit Erfahrung und Methoden punkten, da Deutsch als Fremdsprache „alles andere als banal“ sei. Ausreichend Raum sei vorhanden, die Lage der Schule zudem zentral und etwas abgeschirmt zugleich. Und als Besonderheit dieses Angebots: Zahlreiche Schülerinnen von der neunten bis elften Klasse hätten sich gemeldet, um die Kinder zu bespaßen, während die Eltern eine neue Sprache lernen. „Die Gesellschaft kann sich hier in Gänze engagieren“, freut sich Arens über die „tolle Erfahrung für die Schülerinnen“. Dem gemeinsamen Projekt tue gut, dass keine pessimistischen Bedenkenträger bremsen würden, obwohl Hindernisse wie die Sprachbarriere natürlich bestünden.

Hand sieht auch hier großes Potenzial. „Wir sind gut aufgestellt. Einige der Schülerinnen können Russisch, viele sprechen sehr gut Englisch.“ Wichtig ist ihm, dessen Frau selbst russische Wurzeln hat, dass die (Deutsch-)Russen nicht über einen Kamm geschert werden: „Ich habe noch niemanden getroffen, der kein Verständnis für die ukrainischen Flüchtlinge hat.“

Die insgesamt 37 Engagierten werden nach den Osterferien sieben Termine pro Woche anbieten. Schon jetzt gebe es knapp 60 Anmeldungen und viele Familien hätten Bedarf angezeigt, gibt Christoph Heimel Auskunft, der als Integrationsbeauftragter der Stadtverwaltung verantwortlich ist. Er kündigt zwei Infotermine an. „Da sehen wir, wie viele kommen und welche Bedürfnisse bestehen.“ Die Spanne sei groß, so Hand. Sie reiche von einer tauben Analphabetin bis zu Menschen, die das lateinische Alphabet und schon etwas Deutsch beherrschen. Je nach Vorkenntnissen werden die Gruppen eingeteilt.

Trotz der Erfahrungen und teilweise Lerneffekten sei die aktuelle Situation ganz anders als 2015: Die Flüchtlinge sind nicht zentral untergebracht und somit schwieriger zu erreichen. Zudem sei der Wunsch der Ukrainer größer, möglichst bald in ihre Heimat zurückzukehren. „2015 haben viele Flüchtlinge nach mehreren Jahren Krieg die einmalige Chance gesehen, in Europa Fuß zu fassen“, vergleicht Heimel. Trotzdem vermutet er, dass mit der Zeit mehr Ukrainer in Deutschland bleiben werden. Hier müsse man flexibel bleiben, meint Arens. Er sehe großen Willen, kommunizieren zu können: „Die Sprache ist ein Stück Teilhabe am Alltag.“